29 Okt 2025
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Am 27. Oktober 2025 schlug die Ukraine mit einem massiven Gegenangriff zurück – nicht nur an der Front, sondern tief in russischem Gebiet. Drohnen und Marschflugkörper trafen Flughäfen, Raffinerien und militärische Lager, während das russische Verteidigungsministerium 193 abgeschossene ukrainische Flugkörper meldete. Die Angriffe waren kein isolierter Vorfall, sondern der Höhepunkt einer wachsenden Strategie: Die Ukraine nutzt zunehmend präzise, kostengünstige Waffen, um russische Infrastruktur außerhalb der Kriegszone zu treffen – und damit den Kriegsverlauf zu verändern. Ukraine hat sich von der reinen Verteidigung zur proaktiven Operation entwickelt, und das hat Folgen – für die russische Logistik, für die Zivilbevölkerung und für die gesamte Kriegsstrategie.
Flughäfen, Raffinerien, Raketenlager – die neue Frontlinie
Die Angriffe am 27. Oktober 2025 trafen nicht nur zufällige Ziele. Der Flughafen Domodedowo in Moskau, einer der verkehrsreichsten der Welt, musste für Stunden geschlossen werden. Gleichzeitig wurde der Flughafen Schukowski evakuiert. Beide sind zentrale Knotenpunkte für militärische und zivile Lufttransporte. Gleichzeitig griffen ukrainische Kräfte die Raffinerie in Tuapse an – eine der wichtigsten Erdölverarbeitungsanlagen am Schwarzen Meer, die Diesel, Heizöl und Rohbenzin produziert. Der Gouverneur von Krasnodar bestätigte den Treffer. Das ist kein Zufall: Russland leidet unter Lieferengpässen, und jede unterbrochene Raffinerie verstärkt den Druck auf die Armee.
In der Region Brjansk wurde ein Kleinbus von einer Drohne getroffen. Eine Person starb, fünf wurden verletzt – ein trauriger Beleg dafür, dass der Krieg nun auch zivile Ziele erreicht. Die ukrainische Armee hat bislang keine Verantwortung für diesen spezifischen Angriff übernommen, doch die Muster sind klar: Die Drohnenangriffe zielen auf logistische Knotenpunkte, die für die Versorgung russischer Truppen an der Front entscheidend sind.
Die Neptun-Rakete und die neue Reichweite
Die Angriffe vom 27. Oktober sind nicht aus dem Nichts gekommen. Bereits am 15. März 2025 hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Telegram verkündet, dass die Ukraine die neu entwickelte Anti-Schiffsrakete Neptun erfolgreich eingesetzt hatte – mit einer Reichweite von 1.000 Kilometern. Diese Waffe, ursprünglich für Seekriegszwecke konzipiert, wird nun auch gegen Landziele eingesetzt. Sie kann nicht nur Schiffe in der Schwarzsee treffen, sondern auch militärische Lager in den russischen Oblasten Tambow und Saratow – weit hinter der Frontlinie. Der ukrainische Geheimdienst SBU meldete im März, dass zwei Gasverdichtungsanlagen und ein Raketenlager für S-300- und S-400-Systeme in Belgorod getroffen wurden. Diese Angriffe sind kein Zufall: Sie unterbrechen die russische Luftabwehrlogistik und machen es schwerer, Drohnenangriffe abzufangen.
Der Krieg der Drohnen – und wer gewinnt
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. In der Nacht zum 24. Oktober 2025 registrierte die Ukraine über 500 Drohnen und Marschflugkörper, die an 14 Orten einschlugen. Am 16. März hatte Selenskyj gesagt: „Putin hat kein Interesse am Kriegsende“ – denn in nur einer Woche seien über 1.000 Drohnen und 1.300 Gleitbomben abgefeuert worden. Russland hat seine eigene Drohnenproduktion massiv ausgebaut – laut einem Oktober-2025-Bericht im Blätter-Magazin kann es alle paar Tage ganze Schwärme losschicken. Doch die Ukraine hat etwas, das Russland nicht hat: Präzision. Und eine klare strategische Vision.
Während Russland mit Zehntausenden billigen Drohnen versucht, die ukrainische Luftabwehr zu überlasten, nutzt die Ukraine gezielte, teurere Systeme – und trifft genau die Punkte, die Russland am meisten schmerzen: Energie, Transport, Logistik. Der Angriff auf das Regierungsgebäude in Kiew am 24. Oktober, bei dem ein Iskander-Marschflugkörper das Dach traf, aber nicht explodierte, zeigt: Auch die russische Seite ist nicht unverwundbar. Der Zufall spielt eine Rolle – aber die Strategie nicht.
Die Frontlinie bleibt unentschieden – doch die Psyche verändert sich
Am 24. Oktober meldete das Institute for the Study of War schwere Gefechte bei Pokrowsk, wo rund 200 russische Soldaten eingeschlossen seien. Gleichzeitig verzeichnete die Ukraine Geländegewinne bei Sumy und Torezk. Die russische Armee hat zwar in einigen Bereichen Vormarsch, doch die Ukraine hält die Linien. Was sich verändert, ist die Psyche. Russische Zivilisten in Brjansk, Belgorod und Krasnodar erleben jetzt, was ukrainische Städte seit 2022 durchmachen: plötzliche Luftangriffe, Abschaltung von Infrastruktur, Angst.
Die Ukraine hat die Regeln des Krieges neu definiert. Sie greift nicht nur an, wo sie kann – sie greift an, wo es am meisten wehtut. Und das macht Russland unsicher. Die Angriffe auf Moskau sind nicht militärisch entscheidend – aber sie sind politisch verheerend. Sie zeigen: Niemand ist mehr sicher. Nicht in der Hauptstadt. Nicht in den hinteren Regionen. Nicht mehr.
Was kommt als Nächstes?
Die Ukraine bereitet sich auf den Winter vor – und weiß, dass Russland in den kälteren Monaten erneut massive Drohnenangriffe starten wird. Doch die ukrainische Luftabwehr hat sich verbessert. Die USA liefern neue Patriot-Systeme, Europa liefert IRIS-T. Und die Ukraine baut eigene Drohnen – schneller, billiger, intelligenter. In der nächsten Phase wird es nicht mehr um Territorium gehen, sondern um die Fähigkeit, die Kriegswirtschaft zu blockieren. Jede abgeschaltete Raffinerie. Jede zerstörte Gasanlage. Jeder abgefangene Marschflugkörper – das sind die neuen Schlachtfelder.
Der Krieg hat sich verändert – und so auch die Strategie
Der Krieg begann am 24. Februar 2022 mit einem Blitzangriff. Heute ist er ein Kampf der Ausdauer, der Technologie und der Psyche. Die Ukraine hat aufgegeben, nur zu verteidigen. Sie greift an – und zwar dort, wo Russland es am wenigsten erwartet. Die Drohnen sind nicht nur Waffen. Sie sind Symbole. Symbole dafür, dass ein kleineres Land nicht untergehen wird – auch wenn die Zahlen gegen es sprechen. Die Welt beobachtet. Und fragt sich: Wer hat eigentlich die Nase vorn?
Frequently Asked Questions
Warum greift die Ukraine jetzt so tief in russisches Gebiet ein?
Die Ukraine will die russische Kriegsmaschinerie schwächen, indem sie logistische Knotenpunkte wie Raffinerien, Gasanlagen und Raketenlager zerstört. Diese Ziele liegen weit hinter der Front und sind entscheidend für die Versorgung der russischen Truppen. Mit Präzisionswaffen wie der Neptun-Rakete kann die Ukraine diese Ziele erreichen, ohne große Bodentruppen einzusetzen – und so den Krieg auf russisches Territorium verlagern.
Wie viele Drohnen wurden seit Kriegsbeginn abgeschossen?
Allein in der Nacht vom 24. auf den 25. Oktober 2025 meldete Russland 100 abgeschossene ukrainische Drohnen. Insgesamt wurden seit Februar 2022 Tausende abgefangen – doch die Ukraine produziert mittlerweile so viele, dass sie mit Überlegenheit an Zahl und Einsatzfrequenz arbeitet. Die genaue Gesamtzahl ist unbekannt, aber Experten schätzen, dass über 20.000 Drohnen seit Kriegsbeginn eingesetzt wurden – die Hälfte davon von der Ukraine.
Was ist die Neptun-Rakete und warum ist sie so wichtig?
Die Neptun ist eine ukrainisch entwickelte Anti-Schiffsrakete mit einer Reichweite von 1.000 Kilometern. Ursprünglich für Seekriegszwecke konzipiert, wird sie nun auch gegen Landziele eingesetzt – wie Gasanlagen in Tambow oder militärische Lager in Belgorod. Ihre Präzision und Reichweite machen sie zu einem der effektivsten Waffen der Ukraine, da sie tief in Russland eindringen kann, ohne dass Flugzeuge riskant in den Luftraum eindringen müssen.
Hat die Ukraine bewusst zivile Ziele angegriffen?
Die Ukraine betont, dass sie nur militärisch oder logistisch relevante Ziele angreift – wie Raffinerien, die Treibstoff für Panzer liefern, oder Gasanlagen, die die Armee versorgen. Der Angriff auf den Kleinbus in Brjansk ist tragisch, aber nicht beabsichtigt. Die Ukraine hat keine offizielle Stellungnahme zu diesem spezifischen Vorfall abgegeben, doch internationale Beobachter sehen ihn als unglücklichen Nebeneffekt einer breiteren Strategie, die auf Infrastruktur zielt – nicht auf Zivilisten.
Wie reagiert Russland auf diese Angriffe?
Russland reagiert mit massiven Luftangriffen auf ukrainische Städte wie Charkiw, Odessa und Donezk, aber auch mit Drohnenangriffen auf Kiew. Die Regierung in Moskau versucht, die Bevölkerung zu erschrecken und die ukrainische Luftabwehr zu überlasten. Doch die Angriffe auf Moskau und andere Städte hinter der Front haben den Effekt, dass auch russische Bürger nun Angst haben – und das ist neu.
Wie lange kann die Ukraine diese Angriffe noch durchhalten?
Das hängt von der internationalen Unterstützung ab. Die Ukraine produziert Drohnen selbst, doch sie braucht weiterhin Sensoren, Mikrochips und Treibstoff. Ohne westliche Lieferungen würde die Kapazität sinken. Doch die Strategie ist so effektiv, dass viele Experten glauben: Solange die Ukraine die Logistik der Russen stört, bleibt sie im Krieg – und das ist ihr größter Vorteil.